Bernd Thewes

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*  13. Mai 1957

von Achim Heidenreich

Essay

Thewes ist mit Schlagermusik aufgewachsen und kam über Jazz-, Rock- und improvisierte Musik zur klassischen Musik. „Bestimmte Formen des Zusammentretens der Elemente“ nimmt er in allen Genres als Klischees wahr: „… und Wahrnehmen heißt auch: Abbilden in einer Erinnerung. Ich möchte beim Komponieren nicht unbedingt Strategien anwenden, um die Nähe zu den Klischees zu vermeiden. Wenn ich komponiere, möchte ich auch, dass diese Sachen herauskommen können. Aus dem gleichen Grund verwende ich Dinge, die mir eine Distanzierung ermöglichen, um dieses Affirmative des Inspirationsakts etwas kritisch zu betrachten.“

In der eher beiläufig am Computer entstandenen Soundstudie Cheesy fingers [schlechte, schäbige oder klägliche Finger] aus dem Zyklus General Midi – eccentric (Midi-Einspielung 2000) arbeitet Thewes mit einem auf jeder handelsüblichen Soundkarte gespeicherten Akkordeonklang, dessen einfaches rhythmisches Muster er in immer untypischere Lagen führt, bis diese künstliche Musik eher nach einer verfremdeten Orgeltoccata als nach Akkordeonmusik klingt. Als unmittelbarer biografischer Bezugspunkt fungiert hier eindeutig der Akkordeonklang; künstlerische Brechung entsteht durch dessen rein synthetische Präsenz. Durch die gänzlich instrumentenunabhängige Computerbearbeitung des gesampelten Klangs und das zudem untypische Lagenspiel in der Soundstudie Cheesy fingers entsteht eine erhebliche Distanz zum ursprünglichen Akkordeonklang. Diese weite Distanz zum ...